Felix Hell an der Knauf-Orgel

Die rekonstruierte Knauf-Orgel der Rokokokirche Berka vor dem Hainich ist "konzert-tauglich". Einen Beweis dessen lieferte jüngst Felix Hell, der weltweit auf Orgeln der verschiedensten Orgelbaumeister konzertiert. Eindrucksvoll demonstrierte der erst 24-jährige Orgelvirtuose die Spielmöglichkeiten der 1836 erbauten Orgel der Berkaer Rokokokirche. Nach kürzlich abgeschlossener Rekonstruktion klingen alle 21 Register des zweimanualigen Instruments in ihrer Einmaligkeit und Schönheit, wie sie ihr experimentierfreudiger Erbauer Friedrich Knauf aus Großtabarz in sein Werk hineingelegt hatte. Felix Hell war sofort begeistert von diesem wertvollen Instrument. Besonders die Flötenstimmen geben dem Klang der Knauf-Orgel ihren besonderen Reiz. Diesen kostete Felix Hell bei seinem Gastspiel voll aus und begeisterte die Zuhörer. Das Spektrum der Klangvielfalt des Instruments breitete er bei Johann Pachelbels Choralpartita "Christus, der ist mein Leben" aus. In jeder Variation überraschte Hell mit neuen Klangwendungen. Aber auch große Werke der Romantiker sind auf der Orgel spielbar, wie er mit Felix Mendelssohn-Bartholdys Sonate Nr.1 in f-Moll in außerordentlicher Manier vorführte. Das ist auch die zeitlich maßgeschneiderte Literatur für die Berkaer Orgel. Schließlich wurde das Instrument in der Zeit Mendelssohns und der Romantik gebaut. Felix Hell brachte dessen breites achtfüßiges Spektrum der Stimmen voll zum Tragen. Die Orgel lässt auch innige Interpretationen von Werken eines Spätromantikers wie Joseph Gabriel Rheinberger zu. Hell hatte dessen "Abendfrieden“ aus op. 156 dafür ausgewählt. Anfangs- und Schlusspunkt seines Programms: Johann Sebastian Bach. Soli Deo Gloria, Allein zur Ehre Gottes, so schrieb es Bach einst unter seine Notenmanuskripte. Bach hätte, so sagt Felix Hell in einem Film auf seiner Homepage über den großen Sohn Eisenachs, sein Leben verändert. Mit dessen Präludium und Fuge G-Dur (BWV 541) und dem Choralvorspiel "O Mensch, bewein dein Sünde groß" (BWV 622) eröffnete er das Konzert. Die Toccata und Fuge d-Moll (BWV 656) bildeten den Schlusspunkt. Mit Spielfreude, perlenden Läufen über Tasten und Pedal und klarem Anschlag bewältigte Felix Hell spielerisch und souverän das Programm. Nach tosendem Beifall gab er die "Toccata" von Charles Marie Widor als Zugabe. Sie war die virtuose Krönung seines Auftrittes und eine große Ehre für die 250 Zuhörer, die am Vorabend der Altarweihe in der Berkaer Rokokokirche von ihrem „weiteren Altar“, der Orgel, in ihren Bann gezogen wurden. Wie schön ihr Klang das Innere der Kirche erfüllt und die Zuhörer berührt, zeigte Felix Hell in brillanter Manier.
Dass ein junger, aufstrebender Konzertorganist wie Felix Hell, der mehrere Preise bei "Jugend musiziert" errang, der in Deutschland und den USA, unter anderem an der renommierten Juillard School in New York, studierte, und der an der Johns Hopkins University, Baltimore, lehrt, in Berka vor dem Hainich ein Konzert gab, ist ihm persönlich, dem Einsatz des Lüdenscheider „Berka-Kreises“ und dem freundlichen Entgegenkommen seines Vaters und Managers Hans-Friedrich Hell zu danken. Ein Wunder!
Wieland Fischer

Foto 1 Felix Hell an der Berkaer Knauf-Orgel

Foto 2 Felix Hell an der Berkaer Knauf-Orgel

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